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Wann

Montag, 12.11.2018, ACHTUNG, neue Uhrzeit: 18:15 Uhr

Vortragsort

ETH Zentrum, Gebäude NO, Hörsaal C 60, Clausiusstrasse 26, Zürich
Lageplan (zum Ausdrucken)

Vortrag

Die Evolution der Schnecken im Steinheimer Becken (Mittelmiozän, SW-Deutschland): Neue Untersuchungen an einer außergewöhnlichen Fossillagerstätte

Referent

Priv.-Doz. Dr. Michael W. Rasser, Kurator für känozoische Wirbellose, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

Inhalt

Das Steinheimer Becken auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg) entstand zeitgleich mit dem Nördlinger Ries durch den Einschlag eines Meteoriten vor ca. 15 Millionen Jahren (Mittelmiozän). In dieser Beckenstruktur entwickelte sich ein Langzeitsee, der mehrere hunderttausend Jahre Bestand hatte. Aufgrund seines Fossilgehalts ist das Steinheimer Becken eine international bekannte Fossillagerstätte von Weltrang, denn es bietet ein „Fenster“ in die Zeit des Miozänen Klimaoptimums, dem letzten erdgeschichtlichen Zeitabschnitt mit wärmeliebenden Tieren und Pflanzen in Zentraleuropa. Bekannt sind unter anderem die Großsäuger, denn das Steinheimer Becken ist die Typuslokalität für die Säugerzone MN7. Eine Besonderheit, welche in diesem Vortrag thematisiert wird, liegt darin, dass in den miozänen Sedimenten des Steinheimer Becken Wasserschnecken-Arten der Gattung Gyraulus überliefert sind, welche eine einzigartige endemische Evolution durch-lebten. Die Übergangsformen von einer Art in eine neue sind oft durchgehend vorhanden. Man kann hier also untersuchen, wie – und vielleicht auch wie schnell – die Entstehung einer neuen Art gehäusemorphologisch vor sich geht. Die Abbildung zeigt die Formenvielfalt der endemischen Gehäuse, welche alle auf die Gründerform Gyraulus kleini zurückgehen.Eine wichtige Frage, die bisher nur recht vage beantwortet werden konnte, ist die nach den Faktoren, welche diese einzigartige Gehäuseevolution vorangetrieben hat: war es wirklich eine nicht-adaptive Radiation, wie sie für Langzeitseen typisch ist, oder doch eine Anpassung an ökologischen Druck? Neue Funde von Prädationsspuren an den Gehäusen sowie neue Aufschlüsse zeigen, dass auch nach 150 Jahren Erforschung einer international relevanten Fossillagerstätte komplett neue wissenschaftliche Erkenntnisse möglich sind.

 

   

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letzte Aktualisierung: 17.10.2018