Referent |
Thomas Breitenmoser, BTG Büro für Technische Geologie AG |
Inhalt |
Die Rutschung Brienz bei Tiefencastel im Albulatal ist seit langem bekannt und morphologisch gut am gegen Süden abgedrängten Lauf des Flusses erkennbar. Schon 1879 machte Albert Heim geologische Aufnahmen und empfahl oberflächliche Entwässerungsmassnahmen im Anrissgebiet (nachzulesen in Bergsturz und Menschenleben, Vierteljahresschrift, Natf. Ges. Zürich, 1932). 1878 - 1881 ereignete sich östlich des Dorfes eine grosse Felsrutschung, welche eine Verbindungsstrasse zerstörte; sie wird heute auf der Landeskarte rätoromanisch als Igl Rutsch, deutsch der Rutsch vermerkt. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wurden stärkere Rutschbewegungen im Dorfbereich gemessen, die sich ab 2018 markant beschleunigten. Dies machte einerseits ein ständig erweitertes Frühwarn- und Überwachungssystem und andererseits diverse geologische Abklärungen notwendig.
Im Vortrag wird der Fokus auf die geologisch-hydrogeologischen sowie geotechnischen Untersuchungen seit 2018 gelegt, welche neben Feldaufnahmen (Geologie, Quellen-Monitoring, Markierversuche etc.) eine aufwändige Bohrkampagne mit 12 tiefen Kernbohrungen umfassten. Da aktuell die Bewegungsgeschwindigkeiten im Dorf bei rund 1.5 m/Jahr, in Teilbereichen ausserhalb des Dorfes bei 2.5 m/Jahr und im Anrissbereich über dem Dorf bei über 6 m/Jahr liegen, war man angesichts des hohen Schadenpotentials (Dorf mit diversen Infrastrukturen, Kantonsstrassen, RhB-Linie (UNESCO-Welterbe), mehrere Starkstrom-Überlandleitungen) gezwungen, Sanierungsmassnahmen parallel zu den Untersuchungen zu planen. Der im September 2021 begonnene Sondierstollen soll begleitet von einer intensiven Messkampagne (Oberflächenpunkte, Gebirgswasserspiegel etc.) aufzeigen, ob damit eine namhafte Reduktion der Bewegungen erreicht werden kann.
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