Referent |
Dr. Marius Büchi, Institut für Geologie & Oeschger-Zentrum für Klimaforschung, Universität Bern |
Inhalt |
Übertiefte Talabschnitte gehören zu den eindrücklichsten Zeugen der einst grossflächigen pleistozänen Vergletscherungen des heute dichtbesiedelten Schweizer Mittellandes. Die von Gletschern geschaffenen subglazialen Becken sind aber auch grosse Sedimentfallen, in denen grosse Mengen an Sedimenten, oft über mehrere glaziale Zyklen, erhalten blieben. Tatsächlich gehören diese mächtigen Sedimentabfolgen in übertieften Becken aber zu den weissen Flecken der Quartärgeologie; oft ist nur wenig bekannt über ihren stratigraphischen Aufbau.
Der Vortrag beleuchtet neue Forschungsresultate aus fünf tiefen Kernbohrungen aus dem Unteren Glatttal (Bülach-Hochfelden), die einen musterhaften Einblick in diese ~200 m mächtige Talfüllung brachten. So konnte beispielsweise die Sedimentologie und Genese der oft hydrogeologisch relevanten basalen Kiese erstmals genauer untersucht werden. Absolute Datierungen haben es weiter erlaubt, die mehrphasige Erosions- und Einfüllungsgeschichte des mindestens zweigliedrigen übertieften Rinnensystems zu rekonstruieren. Diese Resultate zeigen, dass der räumliche Fokus und die Stärke der subglazialen Erosion zwischen den rekonstruierten Vereisungsphasen variierte und damit Sedimente älterer Beckenbildungen erhalten blieben. Damit bestätigen sich glaziale Übertiefungen als wichtige Archive für die Rekonstruktion der Vergletscherungsgeschichte der Nordschweiz.
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